Fernlehre und Digitales Lernen: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser Abschnitt bezieht sich auf Homeschooling in der Berufsschule und nicht auf die Veränderung des Lernens im Betrieb. Sie deckt somit nur einen Teil der Bildung von Auszubildenden ab. In diesem Teil ist die Zielgruppe und die Art des Lernens weitestgehend vergleichbar mit der Situation an weiterführenden Schulen. Wenn auch Alter und Inhaltsvermittlung nur in Teilen übereinstimmen, so lassen sich die Möglichkeiten zur Fernlehre übertragen. Auch fachlichere Inhaltsvermittlung kann über Videomaterial, Foliensätze oder Lernprogramme stattfinden. Gruppenarbeiten und Austausch zwischen Auszubildenden und Lehrkräften können unter passenden Umständen auch digital umgesetzt werden.
 
Dieser Abschnitt bezieht sich auf Homeschooling in der Berufsschule und nicht auf die Veränderung des Lernens im Betrieb. Sie deckt somit nur einen Teil der Bildung von Auszubildenden ab. In diesem Teil ist die Zielgruppe und die Art des Lernens weitestgehend vergleichbar mit der Situation an weiterführenden Schulen. Wenn auch Alter und Inhaltsvermittlung nur in Teilen übereinstimmen, so lassen sich die Möglichkeiten zur Fernlehre übertragen. Auch fachlichere Inhaltsvermittlung kann über Videomaterial, Foliensätze oder Lernprogramme stattfinden. Gruppenarbeiten und Austausch zwischen Auszubildenden und Lehrkräften können unter passenden Umständen auch digital umgesetzt werden.
  
Dabei sei angemerkt, dass im Gegensatz zu weiterführenden Schulen der Ausbau der digitalen Infrastruktur an vielen Stellen noch begrenzt ist und weniger unterstützend für Homeschooling ist. Dies erschwert die Vernetzung, die Verteilung von Materialien und die Organisation von Übungen und Evaluation. Ein Ausbau dieser Infrastruktur wäre notwendig. Ebenso abweichend ist der Weg zur Qualifizierung vieler Lehrkräfte. Während im Sekundar-Schulbetrieb ein Großteil der Lehrkräfte sich über das Lehramtstudium qualifiziert, ist dies an Berufsschulen meist nicht der Fall. Damit wird die Möglichkeit zur Qualitätssicherung von digitalen Kompetenzen eingeschränkt. Damit sei aber nicht behauptet, dass davon in der aktuellen Konzeption des Lehramtstudiums ausgegangen werden kann.
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Dabei sei angemerkt, dass im Gegensatz zu weiterführenden Schulen der Ausbau der digitalen Infrastruktur an vielen Stellen noch begrenzt ist und weniger unterstützend für Homeschooling ist. Dies erschwert die Vernetzung, die Verteilung von Materialien und die Organisation von Übungen und Evaluation. Ein Ausbau dieser Infrastruktur wäre notwendig. Ebenso abweichend ist der Weg zur Qualifizierung vieler Lehrkräfte. Während im Sekundar-Schulbetrieb ein Großteil der Lehrkräfte sich über das Lehramtstudium qualifiziert, ist dies an Berufsschulen meist nicht der Fall. Somit wird die Möglichkeit zur Qualitätssicherung von digitalen Kompetenzen eingeschränkt. Damit sei aber nicht behauptet, dass davon in der aktuellen Konzeption des Lehramtstudiums ausgegangen werden kann.
  
 
=== Universitäten ===
 
=== Universitäten ===

Version vom 3. Juli 2020, 16:56 Uhr

Nachdem ab Mitte März 2020 nahezu alle Bundesländer coronabedingt landesweite Schul- und Universitätsschließungen beschlossen hatten, rückte ein Thema mehr und mehr in den Blick der Kultusministerien: Wie kann Bildung und Lernen fortgesetzt werden, auch wenn Präsenz am selben Ort nicht mehr möglich ist? Ein Unterrichtsweg hat sich dabei profiliert, der bisher eher im Arbeitsbereich oder an Fernuniversitäten zu finden war, aber kaum an deutschen Schulen und nur begrenzt an deutschen Universitäten. Es handelt sich dabei um die digitale Fernlehre, deren Befürworter*innen behaupten, dass digitale Kommunikationskanäle per "Homeschooling" nicht nur eine Alternative zu herkömmlichen Unterrichtsmethoden bieten, sondern ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Sowohl Lehrende als auch Lernende können dabei von zuhause aus über das Internet kommunizieren und zusammenarbeiten. Dieser Artikel dient dazu einen Überblick über Wege der Fernlehre zu geben und sie in unterschiedliche Teile des Bildungsbereiches einzuordnen. Dagegen setzt er sich weniger mit Fragen von Lernkultur und pädagogischer Haltung auseinander, die bei der Nutzung dieser Wege ebenso entscheidend sind. Nur partiell behandelt er bildungspolitische Debatten, die mit dem Thema Digitalisierung einher gehen. Einen Einblick in dies ebenso essentiellen Themen gibt es in diesem Artikel vom Forum Bildung Digitalisierung.

Methoden der Digitalen Lehre

Prinzipiell lassen sich die Arten, digital zu unterrichten, in einerseits asynchrones Lehrangebot und andererseits synchrones Lehrangebot einteilen. Unterscheidungskriterium ist hierbei die Frage, ob die Lehrkräfte/ Dozierenden/ Professor*innen und die Schüler*innen bzw. Studierenden während der Unterrichtseinheit digital live zugeschaltet sind oder nicht. Im Folgenden sollen für beide Arten der Fernlehre oder des Homeschoolings die bedeutendsten Subkategorien in ihren wesentlichen Merkmalen gegenübergestellt werden. Jede Kategorie kann mit unterschiedliche Methoden und Tools gefüllt werden, eine umfassende Übersicht findet sich hier.

Außerhalb dieser Kategorisierung findet sich die Arbeit mit Unterrichts-Plattformen. Diese werden zur Vernetzung und Organisation genutzt. Dort können Materialien hochgeladen werden, Bewertungen ausgetauscht werden und Nachrichten geschrieben werden. Je nach Institution und Bundesland werden unterschiedliche Plattformen genutzt. Die "Kultusminister Konferenz" hat eine Übersicht zusammengestellt.

Asynchrones Lehrangebot

Skripte / Foliensätze

Die einfachste Art, den physischen Unterricht an der Bildungseinrichtung zu ersetzen, stellen wohl pdf-Skripte bzw. pdf-Foliensätze dar. Dabei ist diese Art der Stoffaufbereitung keineswegs neu, wurde Sie doch schon weitläufig an den Universitäten als Alternative zu einem gedruckten Vorlesungsskript genutzt. Durch die Coronamaßnahmen hat sich deren Anwendungsbereich aber auch auf Primär- und Sekundarstufe erweitert. Sie sind einfach zu erstellen, gering in ihrer Dateigröße und haben das Potenzial, den Unterrichtsstoff in seinem Kern prägnant zusammenzufassen. Andererseits erfordert diese Art des Digitalen Lernens ohne begleitenden Präsenzunterricht auch viel Eigeninitiative seitens der Schüler*innen und Studierenden ab. Zwar ist Ihnen meist freigestellt, wann sie sich die Vorlesungen/ Unterrichtseinheiten anschauen und durcharbeiten, d. h. aber auch, dass sich hier keine Interaktionen zwischen Lehrenden und Lernenden abspielt. Daraus kann sich eine erhöhte Anfälligkeit für Prokastination und Motivationsverlust einstellen kann. Aber auch ein Abhängen derer, die in diesem Modus schwer arbeiten können. Das zeigt sich im Extremfall, wenn diese Methode nicht durch weiteres Anschauungsmaterial bzw. Nachfragemöglichkeiten unterstützt wird.

Diskussionsforen

Diskussionsforen sind wie pdf-Skripts nicht erst seit der Corona-Pandemie bekannt. Jedoch zeigt sich aus der subjektiven Erfahrung von Lernenden, dass diese insbesondere im universitären Bereich verstärkt in Anspruch genommen werden - besonders wenn es seitens der Seminarleitung keine entsprechenden Möglichkeiten für Nachfragen gibt und gänzlich auf synchrones Lehrangebot verzichtet wird. Vorteil dieser Methode ist, dass sich die Lernenden untereinander autonom organisieren und sich im Idealfall untereinander bei der Bearbeitung der Aufgabenstellungen unter die Arme greifen können. Schwierigkeiten ergeben sich besonders dann, wenn solche Foren generell wenig besucht sind (wobei die Coronapandemie hier wie bereits erwähnt für ein wenig Auftrieb gesorgt hat) oder sehr spezielle Fragestellungen vorhanden sind, die nur von einem ausgewiesenen Experten auf dem entsprechenden Gebiet beantwortet werden können. Ideal sind Sie jedoch bei Verständnisfragen zur Stoffnachbereitung oder bei kreativem Brainstorming, da die Beitrage der Form nach frei sind und sich aus der Interaktion der Lernenden ein bedeutendes Maß an Einfallsreichtum entwickeln kann. Wichtig ist somit eine Förderung der Nutzung dieser Foren, z.B. durch wiederholte explizite Verweise oder Arbeitsaufträge die mit ihnen in Verbinden stehen.

Videomaterial

Wem die Corona-Pandemie definitiv zum Durchbruch verholfen hat, sind digital augezeichnete Vorlesungen. Vor der Pandemie gab es zwar schon ab und an innovative Dozierende und Lehrkräfte, die sich diese aufwendigere Möglichkeit des Digitalen Lernens zunutze gemacht haben. Jedoch erst durch die Zwangslage der Pandemie wurde diese Möglichkeit flächendeckend genutzt und dürfte mittlerweile bei deutlich mehr als der Hälfte der Dozierenden vorhanden sein. Auch an den Schulen gibt es immer mehr Versuche und Vorreiterschulen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Zwar ist der Fortschritt hier noch nicht so weit und Lehrkräfte greifen vornehmlich auf synchrone Live-Unterrichtseinheiten zurück. Jedoch muss man mit Verweis auf den beschleunigten Ausbau der digitalen Infrastruktur an Deutschlands Schulen - ein weiterer Nebeneffekt der Pandemie - definitiv feststellen, dass auch die hardwaretechnischen Anforderungen immer weniger eine unüberwindbare technische Hürde darstellen, was dieses Modell sicherlich noch zukunftsfähiger machen sollte. In der Literatur wird in diesem Zusammenhang vielfach das Konzept des "flipped classroom" diskutiert, was bedeutet, dass die Schüler*innen bzw. Studierende von zu Hause aus selbstständig Videoinhalte durcharbeiten, um dann gemeinsam mit den Lehrkräften/ Dozierenden die praktische Anwendung einzuüben. Dazu siehe auch Abschnitt FAQ-Session.

Selbstlernzeit

Ähnlich wie in der Präsenzlehre können neben den gemeinsamen Zeiten auch eigenständig Übungen durchgeführt werden. Diese können ganz unterschiedlich aussehen und müssen nicht zwingend digital stattfinden. Konventionelle Methoden wie Referate oder schriftliche Arbeiten werden jedoch meist in's digitale transferiert. Die Nutzung von Lehr-Softwarestellt eine vielschichtigere Form der digitalen Selbstlernzeit dar. Praktischere Übungen (z.B. in Sport, Kunst, Musik) eignen sich dazu grundsätzlich weniger, aber auch durch innovativere Methodenauswahl können Impulse zu verschiedensten Themen außerhalb der digitalen Welt gesetzt werden.

Synchrones Lehrangebot

Live-Input

Live-Input über das Internet könnte man wohl tatsächlich als unmittelbare Folge der Corona-Pandemie bezeichnen. Technisch wurde diese Möglichkeit bisher weder von Lehrkräften noch von Dozierenden umfangreicher genutzt. Erst durch die Pandemie kommt es, dass Programme wie "Zoom", "Webex" oder "Skype" mittlerweile auf einer beachtlichen Zahl an Notebooks und Rechnern installiert sind. War es im Vorfeld der Pandemie maximal üblich, vergangene Vorlesungen bzw. Unterrichtseinheiten für künftige Jahrgänge oder auch kurzfristig im Vorfeld aufzuzeichnen, sind Liveübertragungen mittlerweile im Alltag von Schüler*innen und Studierenden fest verankert. Dabei halten Vortragende ihren Stoff in Abgrenzung zur Videoaufzeichnung, wie der Name bereits andeutet, live vor ihrer Audienz ab. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die besser gegebene Möglichkeit zur direkten Partizipation in Form von Fragen oder Einbringen von Einwänden bzw. Unklarheiten. Ferner erzeugt eine Live-Übertragung eine ganz andere Lernatmosphäre als eine aufgezeichnete und unter Umständen schon in die Jahre gekommene Videoaufzeichnung, deren Inhalte womöglich nicht mal mehr auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sind. Abgesehen von diesen positiven Punkten, zeigt die bisherige Umsetzung Mängel auf. Dazu gehören zunächst technische Aspekte. Nicht selten kommt es vor, dass Studierende oder im schlimmsten Fall Dozierende während der Übertragung "laggen" oder aus der Sitzung fliegen. Hier zeigt sich die Bedeutung digitaler Infrastruktur (Internetverbindung, Hardware-Qualität) und der Nachteil derjenigen die darüber nicht verfügen. Andererseits ist die Gestaltung einer Live-Unterrichtseinheit über das Netz nicht selbstverständlich. Dieselbe Atmosphäre wie im Präsenzunterricht zwischen Lehrendem*r und Lernenden herstellen ist anspruchsvoll. Zur Zeit ist die dafür benötigte Kompetenzvermittlung an Lehrpersonen nicht ausreichend. Dies kann zur Folge haben, dass die Aufmerksamkeitsspannen der Schüler*innen/ Studierenden darunter leiden. Einen vollwertigen Ersatz für den Präsenzunterricht ist diese Form also herausfordernd, wenngleich Sie durchaus viele Vorteile bietet - insbesondere im Vergleich zu lediglich aufgezeichneten Videovorlesungen.

FAQ-Session

Diese Unterrichtsmethode stellt gewöhnlich eine Verbindung aus Liveunterricht und der Bereitstellung von asynchronem Lernmaterial dar. FAQ-Sessions heißt, dass die Lehrkraft oder die Dozierenden zu bestimmten Themen Fragestunden anbieten, um eventuelle Probleme oder Unklarheiten und weiterführende Fragen der Lernenden thematisieren zu können. Positiv hervorzuheben ist hierbei, dass durch diese Verquickung von zunächst asynchronem Lernangebot mit dieser synchronen Lehrform entscheidende Defizite des reinen asynchronen Lernens ausgeglichen bzw. gänzlich vermieden werden können. Sie können trotz pdf-Skript oder Aufzeichnung dennoch eine persönliche Atmosphäre und Beziehung zwischen den Lernenden und dem*r Lehrenden herstellen. Die ist für das Erreichen der Lernziele unmittelbar wichtig und kann als Motivationsstütze fungieren bzw. Prokrastination verhindern. So kann zum Beispiel trotz fehlender Live-Vorlesung dennoch Verbindlichkeit zur Bearbeitung des Materials hergestellt werden.

Online-Seminar

Diese mit der Live-Input verwandte Methode eignet sich insbesondere praxisorientierten Unterricht, also besonders in Bereichen, in denen Lernen weniger frontal funktioniert. Technisch bieten verschiedene Programme die Möglichkeit, jederzeit die Gruppe zu teilen bzw. in Kleingruppen zu arbeiten, Zwischenergebnisse vor der gesamten Gruppe zu präsentieren und vieles mehr. Verbunden mit der Möglichkeit von Bildschirmübertragung oder einer physischen Tafel, die durch eine Kamera aus dem Senderaum der Dozierenden oder der Lehrkräfte per Stream übertragen wird, können spontan und flexibel Sachverhalte thematisiert und verständlich erklärt werden. Durch Zusatzfunktionen wie das Handheben wird softwareseitig die Kommunikation zusätzlich erleichtert. Herausgefordert wird die Interaktion dadurch, dass häufig nicht alle Teilnehmende sich per Kamera sichtbar machen. Damit kann weniger Partizipation und Erreichbarkeit verbunden sein. Wenn aber technisch jeder auf dem gleichen Niveau ist und alle auch von der installierten Hardware Gebrauch machen, können Webinare durchaus erfolgreich und für den weiteren Lernfortschritt fruchtbar sein. Wie für Live-Vorlesungen werden dafür auch hier entsprechende Kompetenzen der Lehrperson gefordert.

Online-Lerngruppen

Schließlich seien hier noch Online-Lerngruppen angesprochen. Analog zu den Diskussionsforen der asynchronen Methoden ermöglichen diese im Wesentlichen eine Selbstorganisation und Teamfindung unter Lernenden. Durch geeignete technische Hilfestellungen vonseiten der Dozierenden oder der Lehrperson kann eine etwaige Gruppenfindung erleichtert werden. Vorteil ist, dass die Teilnehmenden der Online-Lerngruppen ungefähr auf dem gleichen Kenntnisstand bezüglich der jeweiligen Materie sein dürften und dass dieses Format sich insbesondere dazu eignet, entsprechend schwierige Übungsaufgaben, die vielleicht nicht ohne Weiteres bewältigt werden können, doch lösbar werden. Auch hier ist der Erfolg der Gruppenarbeit von Partizipation und Interesse der Beteiligten abhängig. Unterstützende Impulse sollten von der Lehrperson genutzt werden, um die Interaktion zu fördern.

Anwendung im Bildungsbereich

Die Nutzung der beschriebenen Methoden muss entsprechend der verschiedenen Schul- und Ausbildungsformen abgestimmt werden. Je nach Alter und Bildungsweg sind unterschiedliche Arten des Lernens und des Umgangs passend. Der kommende Abschnitt soll Antworten darauf geben, inwiefern Fernlehre und Digitales Lernen an unterschiedlichen Stellen des Bildungsbereiches funktionieren kann. Dabei sei angemerkt, dass die verwendete Kategorisierung von Grundschule, Weiterführenden Schulen, Ausbildungsbereich und Universitäten weiterhin sehr allgemein ist und natürlich viel tiefer betrachtet werden kann. Diese Zusammenstellung soll aber zunächst zu einem groben Überblick verhelfen und ein Verständnis für den Zusammenhang von Zielgruppe und passender Methode entwickeln. Für eine Vertiefung helfen die Verweise in den entsprechenden Artikeln.

Grundschule

Homeschooling für Grundschüler*innen kann als besonders herausfordernd eingeschätzt werden. Wichtige Elemente des Lernens und des Schulalltags sind schwer zu transferieren. Ein Schulalltag der mit Bewegung und praktischem Lernen in Verbindung steht ist schwer zu ersetzen. Aber auch die Möglichkeit zum Erleben in Gruppen und Umgang mit wechselnden Umgebungen ist eingeschränkt. Dazu kommt, dass "alleine" lernen ein hohes Maß an Selbstständigkeit erfordert, welches eigentlich in der Grundschule Stück für Stück entwickelt wird. Außerdem erfordert die Nutzung von digitalen Tools Fähigkeiten, die eigenständig zunächst kaum zu bewältigen sind.

Nicht desto trotz bieten sich Wege an, durch die Kinder einen Ersatz zum Präsenzunterricht finden können. Asynchrone Lernformen finden vor allem in der Selbstlernzeit statt. Durch Lernsoftware oder Plattformen, die spielerisch und intuitiv gestaltet sind können Inhalte vermittelt werden, die potentiell sogar eine Erweiterung konventioneller Lehrformen aufzeigen. Eine Sammlung solcher Programme wurde vom "Deutschen Bildungsserver" hier zusammengestellt. Input kann durch passende Video- und Eklärformate vermittelt werden. Dafür stellt der "Deutsche Bildungsserver" ebenso eine Sammlung zu Verfügung. Aber auch praktische Übungen wie Basteln oder Sport können zu Hause durchgeführt werden. Zusätzlich können für ältere Klassen Live-Sitzungen mit bekannten Gruppen und Lehrkräften durchgeführt werden. Auch Einzelgespräche können so stattfinden.

Bedingung für viele Arten des Homeschoolings ist aber die Unterstützung und Mitarbeit von z.B. Erziehungsberichtigten, die das Kind begleiten. Dies erfordert eine Kooperation von Lehrkräften und externen Personen und kann Kinder, die weniger Unterstützung bekommen benachteiligen. Eine Debatte zu digitaler Grundschule vom "Forum Bildung Digitalisierung" findet sich hier.

Weiterführende Schulen

Das Lernen mit älteren Schüler*innen an weiterführenden Schule bietet neue Möglichkeiten im Vergleich zur Grundschule. Es ist davon auszugehen, dass die Schüler*innen selbstständiger sind, mehr digitale und fachliche Kompetenz besitzen und soziale, wie emotionale Aspekte von Schule auch im Digitalen erleben können. Dennoch ist es wichtig unterstützende und passende Lernangebote zu Verfügung zu stellen. Das zu Verfügung stellen von Arbeitsblättern und Lehrbüchern kann somit überfordernd und wenig wirksam sein und auch längere Inputs müssen zugänglich gestaltet werden. Dabei ist es wichtig die Konzentrationsspannen und Arbeitszeiten der Schüler*innen mitzudenken.

Als besonders wichtig ist die Interaktion von Lehrkraft und Gruppe einzuschätzen. Bei intakter Kommunikation über Unterrichtsplattformen, Mail oder Chat ist es möglich Aufträge für die Selbstlernzeit oder Gruppenarbeiten zu übergeben. Hilfreich ist hier eine Möglichkeit des Austausches, sodass Fragen und Feedback kommuniziert werden können. Dafür bieten sich auch Diskussionsplattformen oder FAQ-Sessions an. Input kann auch an weiterführenden Schulen über Video-Material vermittelt werden, die Übersichtvom "Deutschen Bildungsserver" stellt verschiedene Möglichkeiten dafür vor. Größer angelegt sind Lernprogramme die für unterschiedliche fachliche Orientierungen und Altersstufen konzipiert wurden, um in Verbindung von Input und Übung Inhalte näherzubringen. Auch diese können in diesem Kontext genutzt werden, Übersicht hier eine Auswahl. Wie bereits beschrieben zeigt sich die Gestaltung von Live-Unterrichtsstunden als besonders anspruchsvoll, bei dementsprechenden Kompetenzen der Lehrkräfte können aber auch so digitale Klassenräume erzeugt werden, in denen die Teilnehmenden von ihrem eigenen Schreibtisch dabei sind.

An verschiedenen Stellen äußert dieser Artikel aber auch die Gefahr des Abhängens von Teilnehmenden. Die Faktoren dafür können verschiedenster Natur sein (digitale Infrastruktur, Beeinträchtigungen beim Lernen etc.). Die Nichterreichbarkeit von Schüler*innen kann somit dazu führen, dass nicht alle vom Homeschooling profitieren und Bildungsungleichheiten verschärft werden.

Ausbildungsbereich

Dieser Abschnitt bezieht sich auf Homeschooling in der Berufsschule und nicht auf die Veränderung des Lernens im Betrieb. Sie deckt somit nur einen Teil der Bildung von Auszubildenden ab. In diesem Teil ist die Zielgruppe und die Art des Lernens weitestgehend vergleichbar mit der Situation an weiterführenden Schulen. Wenn auch Alter und Inhaltsvermittlung nur in Teilen übereinstimmen, so lassen sich die Möglichkeiten zur Fernlehre übertragen. Auch fachlichere Inhaltsvermittlung kann über Videomaterial, Foliensätze oder Lernprogramme stattfinden. Gruppenarbeiten und Austausch zwischen Auszubildenden und Lehrkräften können unter passenden Umständen auch digital umgesetzt werden.

Dabei sei angemerkt, dass im Gegensatz zu weiterführenden Schulen der Ausbau der digitalen Infrastruktur an vielen Stellen noch begrenzt ist und weniger unterstützend für Homeschooling ist. Dies erschwert die Vernetzung, die Verteilung von Materialien und die Organisation von Übungen und Evaluation. Ein Ausbau dieser Infrastruktur wäre notwendig. Ebenso abweichend ist der Weg zur Qualifizierung vieler Lehrkräfte. Während im Sekundar-Schulbetrieb ein Großteil der Lehrkräfte sich über das Lehramtstudium qualifiziert, ist dies an Berufsschulen meist nicht der Fall. Somit wird die Möglichkeit zur Qualitätssicherung von digitalen Kompetenzen eingeschränkt. Damit sei aber nicht behauptet, dass davon in der aktuellen Konzeption des Lehramtstudiums ausgegangen werden kann.

Universitäten

Mediale Rezeption

Hauptartikel: Mediale Rezeption der Coronamaßnahmen im Bildungsbereich

Chancen und Grenzen

Insgesamt betrachtet lässt sich festhalten, dass der Erfolg neuer digitaler Lernmethoden wie jedes didaktische Mittel von ihrer passenden Verwendung abhängt. Zu den Vorteilen zählen eine tendenziell größere zeitliche Flexibilität - insbesondere bei asynchronem Lehrangebot - und auch eine räumliche digitale Mobilität, die das Zuschalten etwa zu synchronen Videokonferenzen von überall möglich macht. Wenn die verfügbaren technischen Möglichkeiten seitens der Dozierenden und Lehrkräften sinnvoll genutzt und eingesetzt werden, ergeben sich ferner neue und innovative Gestaltungsmöglichkeiten für den digitalen Unterricht. Dazu können nicht nur interaktive Grafiken oder digitale Flipcharts gezählt werden, sondern auch einfach umsetzbare Selbsttests, die eine Überprüfung des Lernfortschritts ermöglichen. Darüber hinaus ist die jüngere Generation sowieso privat seit frühester Kindheit im Umgang mit digitaler Technik geschult und oft bewanderter in der digitalen Umgebung als manche Lehrkraft, was zukünftige weitergehende Schritte in die Richtung Fernlehre und digitales Lehrangebot erleichtern dürfte.

Auf der anderen Seite sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass durch das digitale Lernen auch einige Aspekte wegfallen bzw. erschwert werden, die in der klassischen Lehre besser zum Tragen kommen. Dazu zählen einerseits die stark eingeschränkte Lernatmosphäre - Lernende und Lehrende haben keinen direkten Augenkontakt mehr und befinden sich nicht um selben Raum, was die Anfälligkeit für Ablenkungen zusätzlich erhöht. Ferner fallen wichtige Sozialisationsprozesse weg, die ansonsten in den Schulpausen oder freien Stunden an der Universität vorhanden gewesen wären. Schließlich kann dies auch längerfristig zu einer weiteren Vereinzelung der Gesellschaft führen, wenn Schüler*innen sich von zu Hause aus bilden. Von den technischen Mindestvoraussetzungen ganz zu schweigen - nicht jeder deutsche Haushalt mit mehreren Kindern kann sich ohne Weiteres die Anschaffung von nicht unbedingt günstiger Technik in Form von modernen Multimedia-Laptops leisten, ohne die das digitale Angebot nicht denkbar ist. Erschwerend kommt hinzu dass im Jahr 2020 immer noch weite Teil des ländlichen Raumes und peripheren Gebieten nicht an das schnelle Internet angeschlossen sind, was die Möglichkeit zur Teilnahme an Videokonferenzen oder den Zugang zu großen Videodateien stark einschränkt.

In der einschlägigen Literatur herrscht ein breiter Konsens, dass nur durch eine sinnvolle Verknüpfung von asynchronem und synchronem Lehrangebot auch auf digitalem Wege sichergestellt werden, dass die Lernenden nicht den Anschluss verlieren und die Möglichkeit gegeben ist, jederzeit Fragen zu stellen - was essentiell für den Lernprozess ist. Da die Coronakrise erst in der Mitte des Schuljahres zu weitgehenden Beschränkungen im Schul- und Universitätsbetrieb geführt hat und die digitale Lehre eine vorübergehende Antwort auf das Pandemiegeschehen darstellt, ist nicht abzusehen, ob analog zu der jetzigen Ausnahmesituation in den kommenden Jahren verstärkt auf digitale Lehrmethoden gesetzt wird. In jedem Fall ist die Politik gefragt, hilfsbedürftigen Familien bei den technischen Hürden unter die Arme zu greifen und digital abgehängte Gebiete an das schnelle Internet anzuschließen. Fernlehre und digitales Lernen spielt also eine entscheidende Rolle um für die Zukunft, also über die Coronapandemie hinaus, gewappnet zu sein.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise